Othmar Peter Hartmann "Frühe Kohlezeichnungen"
Wien [ENA] Im Nachlass von Othmar Peter Hartmann sind auch frühe Zeichnungen enthalten, die er wahrscheinlich noch in seiner Akademiezeit in Wien zu Studienzwecken verfertigt hat. Besonders in seinem Selbstportrait aus dem Jahr 1920 zeigt sich schon sein tiefes Verständnis für Charakterdarstellungen.
Es ist der scharfe Blick des 20jährigen mit seinem künstlerischen Anspruch das Wesentliche im Menschen festhalten zu wollen in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg und dem Ende der österreichischen Monarchie."Was kommt jetzt?" scheint der Blick zu fragen. Welche Optionen hat der Mensch noch im ewigen Kreislauf der Zerstörung und des Neuanfangs? Seine Schwarz-Weiß-Zeichnungen sind auch Ausdruck für die düstere Stimmung der Nachkriegszeit, aber in ihrer Kraft auch Ausdruck eines Neuanfangs. Hartmann hatte sich der bildenden Kunst zugewandt und die Welt in seinen Bildern neu geboren. Kohlezeichnungen geben Portraits oder Körperstudien einen fasr intellektuellen Anstrich, was vielleicht auf die Reduktion visueller Information zurückzuführen ist.
Die moderne Zeichnung seit dem Ende des 19.Jahrhunderts hat den Künstlern und Künstlerinnen mehr Freiheit in der Wahl zeichnerischer Mittel gelassen und die Grenze zwischen Malerei und Zeichnung verwischt. Die plastische Gestaltung durch Verwischen und Verreiben lässt das Zeichnerische in den Hintergrund treten. Die Zeichnung gewinnt ab dem 15.Jahrhundert an Eigenständigkeit und wird zunehmend zum Sammelobjekt. Vielleicht ist es ja gerade der fragmentarische, abgebrochene und unvollendete Charakter der Zeichnung, den der Betrachter als ästhetisch empfindet und schätzt. Im Streit zwischen dem Primat der Linie und dem Primat der Farbe behauptet der Maler Frederico Zuccari, dass die Zeichnung die notwendige äußere Gestalt der inneren Idee ist.